Abschied von Rondra

Am 22.02.2024 verabschiedete sich Rondra entgültig von uns.
Die Erinnerung an die kleine Kriegerin und ihr phänomenaler Abschied sind im folgenden PDF nachzulesen.
Abschied von Rondra, kleine Kriegerin mit grossem HerzAbschied von Rondra


 

Boron & Ronda, zwei Katzen im Auftrag mich zu schulen

Boron & Ronda Tierberatung BodenseeAls mein einsamer Nymphensittich Charly nach unglaublichen elf gemeinsamen Jahren seinen letzen Flug angetreten hatte, öffente sich ein neues Türchen.

Im Frühjahr 2008 zog das Geschwisterpärchen Kater Tabacko (jetzt Boron) mit Mandy (jetzt Rondra) bei uns ein. Die 6 Monate alten Büsi zeigten keine Scheu. Der junge Kater kletterte direkt an uns hoch, um uns Neuankömmlinge zu begrüßen. Rondra war zwar etwas schüchtern und unnahbar, fasste aber dann doch Vertrauen.

Eigentlich suchte ich nur nach einem Kater, der junge Tabacko entsprach genau meinen Vorstellungen. Die beiden ergänzten sich jedoch prima und ich freute mich darauf die Entwicklung der zwei Geschlechter im Vergleich erleben zu dürfen. Das versprach spannend zu werden. Mein Lebenspartner stimmte zu und so durften die beiden unsere Herzen erobern.

Boron und Rondra sind Geschwister und „ganz normale“ Europäisch Kurzhaar, ich vermute inzwischen mit einem Schuss orientalischem Einschlag. Sie sind im Oktober 2007 in einem katzenreichen Haushalt geboren und kamen „wegen Überfüllung“ ins Tierheim Landsberg.

Nach Übernahme der jungen Raubtiere kam keine Langeweile mehr bei uns auf. Unsere Wohnung musste einige Blessuren verkraften, als die zwei jeden Winkel erkundeten und für jeden Schabernack zu haben waren. Jeden Morgen gab es eine neue Überraschung, was die zwei wieder angestellt hatten. Einige Pflanzen mussten ihr Leben lassen. Fast auch unser Fernseher, auf den eine Pflanze fiel, weil sie dem Gewicht des Katers nicht gewachsen war.

 

Gina und die "Monsters"
Gina hatte zuvor bereits gelernt, dass Katzen nicht gejagt und gefressen werden dürfen. Sie befolgte das anstandslos, empfand es jedoch als Zumutung nun zwei „solche Dinger“ in ihren Privatgemächern vorzufinden.

Anfangs hatten die beiden grossen Respekt vor der grossen Hündin, als Gina jedoch keinerlei Interesse zeigte, legte sich das schnell und sie packten aus. Die arme Gina zeigte sich stark genervt von den zwei „Monsters“ wie wir sie auch zu nennen pflegen. Deutlich wurden sie von ihr in die Schranken gewiesen, wenn sie in ihrer Nähe zu wild wurden.

Bald schon wurde Gina im Gegenzug von dem Geschwisterpaar angehimmelt. Immer wieder suchten sie den Körperkontakt zu ihr, Gina lies dass geduldig über sich ergehen. Begeistert war sie aber nicht, lieber wäre sie mit uns alleine geblieben.

Rondra, vom Opfer zur Chefin
Als die zwei langsam erwachsen wurden, begann die Beziehung der zwei zuvor Unzertrennlichen zu kippen. Rondra entwickelte sich geschlechtsspeziefisch zu einer Dame, die zwar gerne Beutespiele machte, Sozialspiele aber immer weniger wünschte. Lieber wollte sie bei ihren Menschen und Gina sein, oder ihre Ruhe haben. Der Bruder wurde zunehmend lästig.

Boron dagegen suchte nach einem Boxpartner, mit dem er seine Stärke messen kann und mangels Alternativen kam Rondra immer mehr drunter. Eine Zeitlang hatte ich Bedenken, dass ich die beiden dauerhaft trennen, für eine der zwei ein neues Plätzchen suchen müssste. Doch es kam anders.

Durch gezielte Unterstützung der kleineren Rondra und passende Auslastung des konfliktfreudigen Katers blieb es bei kurzen Trennungen, um im Bedarfsfall die Gemüter zu beruhigen. Rondra lernte, sich dem Kater gegenüber durchzusetzen, wurde immer selbstbewusster und Boron bekam zunehmend Respekt vor ihr. Heute hat Rondra die Hosen an, Boron dafür nichts zu melden. Zugegeben, etwas über das Ziel hinausgeschossen, jedoch kommen die zwei nun gut zurecht.

Gestaltung unserer Wohngemeinschaft
Bei der Gestaltung unserer Katzen-Hund-Menschen-WG ist es mir wichtig allen Ansprüchen gleichermassen gerecht werden zu können. Dazu ist es hilfreich die Bedürfnisse der Mitglieder zu kennen und ihnen wo immer es geht entgegen zu kommen.

Doch im Gegenzug ist auch Flexibilität der Mitbewohner wichtig, denn nicht immer läuft es wie geplant. Futter git es zum Beispiel nicht immer zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort, zudem sollten meine Katzen verschiedene Futtersorten kennenlernen um später bei Bedarf flexibler wechseln zu können. Zwar wollte ich meinen Katzen Freigang gewähren, zur Gesundheitskontrolle müssten sie aber auch mal einige Zeit drin bleiben können. Tierarztbesuche, Untersuchungen und Medizin-Gabe sind bei Katzen oftmals schwierig. Auch hier wollte ich effektiv vorbeugen.

So erarbeitete ich mit meinen Katzen ein kleines Programm an Haltungsoptimierung und Trainingspunkten, das ich in Absprache mit den zweien durcharbeitete.

  • Sofa und andere Möbel werden nicht zum Kratzen verwendet, dafür gibt es zahlreiche Alternativen, die dankbar angenommen werden.
  • Katzenklos sind den Bedürfnissen der Katzen angepasst und werden zuverlässig aufgesucht.
  • Der Transportkorb wird freiwillig betreten, auch nach notwendigen und teils unangenehmen Tierarztbesuchen.
  • Die Katzenklappe ist zwar fast immer offen, die beiden lernten aber von Beginn an, dass es auch mal keinen Freigang gibt. In diesen Zeiten werden sie drinnen besonders viel bespasst um die Einschränkung gut zu verkraften.
  • Medizinische Behandlungen und Untersuchungen lassen die beiden ruhig mit sich machen. Ich kann sie in jede Position drehen, die ich brauche und sie halten Still bis ich sie frei gebe.
  • Ein „Futter-Gong“ sorgt dafür, das die beiden von draussen in Windeseile hereinkommen, dieser Rückruf klappt besser als bei meinem Malamuten :-).
  • Beide Katzen durften lernen an Geschirr und Leine geführt zu werden. So ist es möglich ihnen bei Bedarf zumindest kontrolierten Freigang zu verschaffen und den Frust zu mindern, wenn die Katzenklappe geschlossen bleibt.

Boron und Rondra begleiten mich immer mal wieder auf Seminare oder Vorträge. Dort zeigen sie was Katzenverhalten bedeutet und demonstrieren perfekt die verschiedenen Ausdrucks-Signale. Von den Teilnhemern gebastelte Fummelbretter werden von ihnen auf Tauglichkeit überprüft. Zudem ist Boron der Klickerkater schlechthin, er stellt sich für Klicker-Anfänger für erste Trainingsversuche zur Verfügung und zeigt wie das Klickertraining im fortgeschrittenen Modus aussehen kann.

Im Schweizer Katzenmagazin durfte ich einige Artikel veröffentlichen, in denen die beiden eine wichtige Rolle spielten. Bei den Artikel-Serien „Klickern mit Katzen“ und „Spielen mit Katzen“ waren die beiden die Vortester. Alles wurde erst ausprobiert, bevor ich es schriftlich festhielt. Bei weiteren Artikeln kann ich Beschreibungen durch Erlebnisse mit den zweien lebendig untermalen. Einzig Fotos gibt es von den zweien nur wenige, denn schwarz ist leider schwer zu fotografieren.